„Fintech“ – vor kurzer Zeit noch ein Nischenbegriff, heute längst in aller Munde. Neue Unternehmen erobern den Markt, neue Technologien begeistern Kunden, Experten und inzwischen sogar die breite Öffentlichkeit. Doch die Finanzbranche steht auch vor einigen Herausforderungen. Wir werfen einen gewagten Blick in die Zukunft und präsentieren fünf Fintech-Trends für 2018.
1. Kryptowährungen/Blockchain
Wer im vergangenen Jahr nichts von Bitcoin, Ethereum und Co. gehört hat, der muss wohl zwangsläufig offline gewesen sein. Kaum ein Tag verging, an dem nicht von den Kryptowährungen berichtet wurde. Auch rasant zum Millionär avancierte Bitcoin-Investoren weckten die (Neu-)Gier der breiten Masse. Schnell traten Betrüger auf den Plan. Seriosität im Umgang mit dem Thema ist also mehr als gefragt.
Erste Fintechs bieten bereits jetzt die Möglichkeit, auf die unterschiedlichste Art und Weise in Kryptowährungen zu investieren. Weitere werden folgen. 2018 gilt es für die Fintechs, nicht den Anschluss zu verlieren und ihre Kunden gleichermaßen schnell und seriös am „Hype“ teilhaben zu lassen. Die Kryptowährungen sind massentauglich geworden.
Wenn die Sprache auf Kryptowährungen kommt, begegnet man meist auch dem Begriff „Blockchain“. Als neue Form der Startup-Finanzierung werden ICOs (Initial Coin Offerings) über die als transparent und demokratisch gepriesene neue Technologie abgewickelt. Auch hält die kryptographische Blockchain-Technologie in vielen Branchen Einzug.
2. Fintechs & Banken im Wandel
Wie wir bereits im November in unserem Artikel „Zweck- oder Liebesheirat? Über die Zukunft von Fintechs & Banken“ berichteten, stehen Fintechs und Banken 2018 vor der großen Herausforderung, mit Hilfe innovativer Hybridmodelle gemeinsame Wege zu beschreiten. Einer kann dabei vom Anderen lernen: Während Banken neugierig und beweglich bleiben müssen, müssen Fintechs erwachsen und seriös werden.
Von der Zusammenarbeit profitiert letztlich der Kunde. Die kooperierenden Unternehmen verfügen gemeinsam über mehr Know-how, mehr Geld und mehr Infrastruktur. Hierdurch kann die Servicequalität seitens der Finanzdienstleister verbessert und den Bedürfnissen der Kunden nach Convenience angepasst werden.
3. Der Kunde im Fokus
Auch 2018 wird es letztlich der Kunde mit seinem Nutzerverhalten sein, der über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheidet. Darum rückt eine positive Customer Experience – persönlich, online und mobil – immer weiter in den Fokus der Unternehmen und gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Die Ansprüche des Kunden wachsen und mit ihnen wächst die Herausforderung für Fintechs und Banken gleichermaßen. So etwa nutzen bereits heute über 41 Prozent der Online Banking-Kunden ihr Mobiltelefon für Bankgeschäfte und sie erwarten mehr als nur eine funktionierende App. Vielmehr gilt es, durch transparente Angebote und exzellenten Service positive Kundenerlebnisse zu schaffen, den Kunden langfristig zu binden und sich so am Markt zu etablieren. Kurzum: Die Services der Unternehmen müssen dem Nutzerverhalten angepasst werden – und das schleunigst.
4. Regulierung der Branche/PSD2
Der Erfolg der Fintechs hat den Gesetzgeber auf den Plan gerufen: Seit 13. Januar ist die Payment Service Directive 2 (PSD2) in Kraft getreten. Banken müssen nun ihre Kontoschnittstellen offenlegen und es den Fintechs bei Bedarf ermöglichen, Zugriff auf die Bankdaten ihrer Kunden zu erhalten. Die rechtliche Regulierung kommt ohnehin gerade rechtzeitig für den Vertrauensaufbau beim Kunden – immerhin geht es um sein Geld, und das möchte er transparent verwahrt und verwaltet wissen.
Wir wagen die These, dass PSD2 die Banken zu Dienstleistern der Fintechs macht. Sie werden im Hintergrund agieren und „nur“ noch die nötigen Daten liefern, damit die Kunden der Fintechs ihre Finanzgeschäfte bequem und sicher abwickeln können. 2018 bricht das digitale Zeitalter für Banken mit aller Vehemenz an – und das ist auch gut so.
5. Artificial Intelligence/Machine Learning
„Alexa, bezahl meine Rechnung bei Zalando.“ So oder so ähnlich sieht die Zukunft des Bankings aus. Machine Learning, also maschinelles Lernen, ist 2018 weder neu noch innovativ, gewinnt jedoch immer mehr an Bedeutung. Denn die künstliche Intelligenz ist längt im täglichen Leben präsent und macht uns das Leben leichter oder zumindest bequemer. An zahlreichen Touchpoints begegnen wir den intelligenten und lernfähigen Maschinen – auch wenn wir es manchmal gar nicht sofort bemerken.
Chatbots sind nicht nur dazu in der Lage, mit Kunden zu kommunizieren und zu interagieren. Vielmehr prognostizieren Experten, dass die intelligenten Maschinen schon bald komplexe Transaktionen verwalten, Kontoaktivitäten überwachen und das Kundenverhalten analysieren können. Eine Entwicklung, die den Kundenservice von Fintechs und Banken schlussendlich positiv beeinflussen wird.
Disruption -> Evolution -> Emotion
Bei all den spannenden technologischen Entwicklungen dürfen wir eins nicht aus den Augen verlieren: Die Emotionalität. „Positive Kundenerlebnisse sind es, durch die sich ein Unternehmen von der Masse abheben und beim Kunden profilieren kann.“, so Marcus Schad, S.W.I. Geschäftsführer. „Die Fintechs müssen nicht nur auf die innovativen Technologien setzen, sondern auch durch exzellente Customer Experiences eine echte und einmalige Kundenbindung erzeugen.“
Noch setzt die Finanzindustrie auf den viel zitierten Vorsprung durch Technik. Bald schon stehen die Zeichen jedoch auf „Vorsprung durch Emotion“, so unsere Prognose.