Kostenfaktor Dispozins
wenig Transparenz und Kundennähe

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Während auf der einen Seite die Zinsofferten der Banken für Sparangebote immer geringer werden und die Zinssätze von Immobilienfinanzierungen auf einem konstant niedrigen Niveau liegen, tut sich bei den Dispozinsen nur wenig. Nach wie vor sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Geldinstituten erheblich. Manche Geldinstitute verlangen fast dreimal so viel Dispozinsen wie ihre Wettbewerber. Vor allem regional aufgestellte kleine Sparkassen und Volksbanken greifen ihren Kunden oftmals tief in die Tasche. Der Ruf der EU-Kommission nach einem Vergleichsportal für Dispozinssätze verhallte bislang genauso wie der im Oktober gescheiterte Vorstoß der SPD zur gesetzlichen Deckelung der Dispozinsen.

Die Analysten von SWI FINANCE haben von Mai bis Dezember 2013 die Dispozinssätze von 83 Geldinstituten erhoben. Der durchschnittliche Dispozins der untersuchten Girokonten lag in allen Monaten deutlich über der 10-Prozent-Marke. Bei einigen Instituten wurden sogar förmlich versteckte Zinserhöhungen sichtbar. So stieg der variable Sollzins bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in den letzten Monaten um 0,01 Prozentpunkte, bei der Sparda-Bank München und der PSD Bank Kiel um jeweils 0,02 Prozentpunkte. Veränderungen, die für den Bankkunden nicht sofort ersichtlich sind. Die Dispozinsen der Sparda-Bank München (9,23 %) und der PSD Bank Kiel (7,73 %) gehören aber noch zu den günstigeren Angeboten am Markt, was sich für die Kreissparkasse Esslingen-Nürtlingen (11,06 %) wahrlich nicht behaupten lässt.

„Für die meisten Bank scheint Transparenz beim Thema Dispokredit ein Fremdwort zu sein. Vor allem bei den Volksbanken ist es für den Kunden oftmals unmöglich eigenständig zu erkennen, wie hoch der Zinssatz überhaupt ist. Internetseiten und Preisaushänge geben diesbezüglich nur selten Auskunft. Für diese einfache Information ist man somit letztlich immer auf seinen Berater angewiesen.“ bemängelt Thomas Jahn, Projektleiter Market Research bei SWI FINANCE.

Doch es lassen sich auch positive Beispiele finden, die unter anderem die günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Kunden weitergeben. Oftmals umfasste die Zinssenkung einen viertel Prozentpunkt, was den jüngsten Leitzinssenkungen entsprach. Dies war vor allem bei Direktbanken wie comdirect bank und Cortal Consors sowie bei einigen Sparda- und PSD Banken der Fall. Auch die Deutsche Skatbank gehört mit aktuell 5,00 % seit jeher zu den günstigsten Anbietern am Markt. Noch größere Sprünge fanden sich beispielsweise bei Hannoversche Volksbank, wo der Sollzins im Mai noch bei 12,70 % lag und auf aktuell gültige 11,75 % gesunken ist oder der Stadtsparkasse Bad Sachsa, wo der Dispozins im Jahresverlauf von 12,75 % auf 11,88 % sank. Beide Anbieter gehören aber nach wie vor zu den teureren Geldinstituten im Markt.

Erkenntnisreich war zudem der Blick auf die unterschiedlichen Bankengruppen. Während Direktbanken und PSD Banken mit ihren Dispozinsen zumeist deutlich unter 10 % lagen, verlangten die meisten Sparkassen für die Überziehung des Girokontos deutlich über 11 %, in ländlichen Regionen nicht selten über 12 % und mehr. Geschlagen werden die Sparkassen zumeist nur von den Volksbanken, bei denen auch Zinssätze von deutlich über 14 % keine Seltenheit sind, wie beispielsweise bei der Volksbank Demmin (14,17 %).

„Die Zinsdifferenzen der Banken sind nur schwer nachzuvollziehen. Der Verdacht liegt nahe, dass mit den hohen Zinsen auf einfache Weise der Gewinn optimiert wird.  Doch während der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) die Aufnahme eines Dispokredits gern mit einer Taxifahrt vergleicht, die der Kunde nur kurzzeitig in Anspruch nimmt und für die er gern bereit ist mehr zu bezahlen, haben wir grundsätzlich andere Erfahrungen gemacht. Die hohen Dispozinsen sind erfahrungsgemäß ein relevanter Kritik- und Beschwerdepunkt deutscher Bankkunden.“ stellt Marcus Schad, Geschäftsführer der der SWI Schad GmbH & Co. KG, fest.

SWI FINANCE hat im Rahmen einer aktuellen Erhebung untersucht wie sich die Dispozinsangebote der Geldinstitute im zweiten Halbjahr 2013 entwickelt haben. Der Fokus lag dabei auf regional und überregional aktiven Filial- und Direktbanken.

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