Studie für Handelsblatt:
Mobilfunktarife 2022

Diesen Beitrag teilen

Die Suche nach dem passenden Mobilfunktarif kann einiges an Zeit und Nerven kosten. Auch, weil sich die qualitativen Merkmale der Mobilfunktarif –abgesehen von der Netzabdeckung – kaum unterscheiden. Ein Gigabyte Datenvolumen ist und bleibt ein Gigabyte Datenvolumen. Worauf es letztendlich ankommt, ist der Preis, wobei sich die Anbieter einem direkten Preisvergleich entziehen Umso stärker versuchen die Anbieter sich einem direkten Preisvergleich zu entziehen. Der Angebotsdschungel ist geprägt von zahlreichen Sonderoptionen, Zusatzpaketen und weiteren Gebühren. Die Unterschiede zwischen den Tarifen finden sich meist nur schwer auffindbar im Kleingedruckten.

SWI Finance bringt im Auftrag von Handelsblatt Licht ins Dunkel: In unserer 2022er Mobilfunk-Studie haben wir für acht verschiedene Kundentypen die besten Tarife gesucht und gefunden. Vielleicht ist ja auch der genau richtige für Sie dabei.

Der 5G-Netzausbau schreitet bei den bestehenden Netzanbietern Telekom, Vodafone und Telefonica voran. Auch 1&1 hat angekündigt, im Herbst 2023 die eigenen Bestandskunden sukzessive von den Fremdnetzen auf eine eigene Infrastruktur umzustellen. Damit steigt die Anzahl der Netzbetreiber von drei auf vier und der Wettbewerb kann sich wieder intensivieren. Allerdings wollen alle Netzbetreiber nach dem hohen Investitionsvolumen sicher auch etwas daran verdienen. Daher ist es interessant zu sehen, wie sich die Preise hier entwickeln.

Bei den verschiedenen Tarifen zeigt sich wenig Entwicklung gegenüber dem Vorjahr. Die bestehenden Mobilfunkanbieter versuchen es eher mit neuen Marken, als mit neuen Konzepten. Der Anbieter Mobilcom-Debitel, Tochter von Freenet, hat beispielsweise seinen eigenen Namen eingebüßt und tritt nun ganz unter dem Namen der Konzernmutter auf.

Eine wichtige Neuerung hat der Gesetzgeber für seit März abgeschlossene Mobilfunk-Verträge eingeführt: Die Verträge verlängern sich nach der Grundlaufzeit nicht mehr um ein Jahr, wie bisher in den meisten Fällen. Sie sind nun nach der automatischen Verlängerung mit einer Kündigungsfrist von einem Monat jederzeit kündbar. Vielleicht bringt das die Anbieter dazu, sich nach Ende der Erstvertragslaufzeit aktiver um die Kundenbindung zu bemühen und die Kunden mit vorteilhaften Angebote zu locken.

23 Anbieter, 8 Profile, 2 Gesamtsieger

In der Studie wurden die Tarife von insgesamt 23 Mobilfunkanbieter auf Herz und Nieren geprüft. Um den vielen verschiedenen Nutzungsprofile deutscher Mobilfunkkunden gerecht zu werden, wurden die Konditionen der Tarife anhand von acht verschiedene Nutzungsprofile erstellt – vier für Privat- und vier für Business-Kunden. Diese Profile unterschieden sich anhand ihrer Mindestanforderungen an Datenvolumen, Downloadspeed, Telefonieminuten ins In- sowie EU-Ausland, SMS und Vertragslaufzeit. Bewertet wurden die Tarife dann von uns in drei Bereichen.

Der erste Bewertungsbereich waren die „Grundkosten“, die zu erwarten sind, wenn ein Kunde sich streng an das jeweilige Nutzungsprofil hält. Der zweite Bereich umfasst die „variablen Kosten“, die durch außerplanmäßige Aktivitäten entstehen. Hierzu gehören z. B. Auslandsreisen, SIM-Karten-Sperrungen oder kurzfristige Erhöhungen des Datenvolumens. Der dritte Bereich „Leistungen“ beschreibt den Leistungsumfang der Tarife, der über die Mindestanforderungen der Profile hinausgeht. Hierzu gehören zum Beispiel: Wechselprämien, Inklusivminuten für Auslandstelefonie, überschüssiges Datenvolumen, Down- und Uploadspeed, Zugang zum 5G-Netz und vieles Weitere mehr. Bewertet wurden die Bereiche im Verhältnis 60/20/20 und auf einer Skala von 0-100.

Die bestplatziertesten Anbieter für die acht Nutzungsprofile

Profil A (Privater Einsteiger): Aldi Talk

Profil B (Privater Normalnutzer): Blau

Profil A+B (Gesamtsieger Privat): Fraenk

Profil C (Privater Vielnutzer): 1&1

Profil D (Privat EU-International): Blau

Profil E (Business Einsteiger): O2

Profil F (Business Normalnutzer): Vodafone

Profil E+F (Gesamtsieger Business): O2

Profil G (Business Vielnutzer): Vodafone

Profil H (Business International): O2

Um die Privatkunden treten die Anbieter in einen deutlich stärkeren Wettbewerb als um die Business-Kunden. Auch ist die Auswahl für Privatkunden deutlich größer.

Die klassische Unterscheidung zwischen D-Netz mit teuren und E-Netz mit günstigen Tarifen ist nicht mehr eindeutig. Fraenk konnte beispielsweise im Privatkundenbereich den ersten Platz belegen, auch wenn der Tarif im Netz der Telekom operiert. Die Stärke dieses Anbieters lag bei den geringen variablen Kosten. Generell gilt, dass sich die Tarife im Privatbereich aus Kundensicht immer weiter verbessern. Häufig ist zum gleichen Preis wie im Vorjahr ein Gigabyte mehr Datenvolumen enthalten. Auch gibt es Minuten-Flatrates schon in günstigeren Preisklassen.

Im Bereich Business lagen O2 und Vodafone vorn. Die Tarife beider Anbieter enthalten viele Leistungen ohne zusätzliche variable Kosten. Die Ergebnisse der beiden Anbieter liegen meist eng beisammen und heben sich deutlich von der Konkurrenz ab. Anders als noch im Vorjahr, hat die Telekom beschlossen, im Bereich Business keine Tarife zu melden und war daher in unserer Studie nur bei den Privatkunden vertreten.

Der Test verdeutlicht, dass sich Kunden auf der Suche nach dem günstigsten Mobilfunktarif über ihre Anforderungen klar sein sollten. Ein günstiger Monatspreis ist natürlich verlockend, allerdings können die variablen Kosten schnell überhandnehmen. Zudem wird es oft richtig teuer, wenn man über das inkludierte Datenvolumen hinausgehen will oder muss. Wer viel ins Ausland telefoniert, sollte sich besonders genau informieren: Hier sind die Kostenunterschiede erheblich. Wichtig ist dabei die Klassifizierung der jeweiligen Länder. Manchmal wird beispielsweise die Schweiz als EU-Land gewertet und ist somit im kostenlosen EU-Roaming inkludiert. Bei anderen Anbietern können hier schon für wenige Kilobyte oder Minuten erhebliche Kosten entstehen. Auch hier lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte.

Haben Sie Fragen oder Interesse an der Studie?

Die vollständigen Rankings sind im Handelsblatt-Artikel einsehbar. Wenn Sie Interesse an weiteren Details unserer Studie haben, kontaktieren Sie gerne den Studienleiter Johannes Higle per Mail (johannes.higle(at)swi-finance.com). Die vollständige Dokumentation ist für eine Schutzgebühr in Höhe von 350 Euro (zzgl. Mwst.) erhältlich.

Lesen Sie mehr: