Unternehmen investieren Millionen in Marketing und Digitalisierung – und verlieren dennoch Kunden durch die simpelsten Service-Patzer. Schlechter Kundenservice zählt nach wie vor zu den Hauptursachen für Abwanderung.
Unsere Benchmark-Datenbank umfasst Hunderttausende dokumentierte Kundenerlebnisse, deren Wirkung wir systematisch analysiert haben. Das Ergebnis ist eindeutig: Die negativen Erfahrungen überraschen kaum. Es sind genau die Situationen, die wir selbst aus dem Alltag kennen – und die Kunden regelmäßig frustrieren.
Aus diesen Erkenntnissen ist die CX12-Regel entstanden. Sie beschreibt die zentralen Grundlagen zur Vermeidung negativer Kundenerlebnisse: 12 typische Situationen, die jeder kennt und die jedes Unternehmen vermeiden kann. Wer die CX12-Regel konsequent umsetzt, schafft die Basis für Vertrauen, Loyalität und langfristig erfolgreiche Kundenbeziehungen.
Hier sind die 12 häufigsten Alltagssituationen, die Kunden ärgern und vertreiben – und zeigen, wie Unternehmen sie vermeiden können.
1. Lange Wartezeiten
Sei es in der Telefonschleife oder bei der Antwort auf E-Mails– lange Wartezeiten vermitteln Kunden das Gefühl, dass ihre Zeit nicht geschätzt wird. Es erweckt auch schnell den Eindruck, dass ein Unternehmen überfordert ist. Unternehmen sollten schnelle Rückmeldungen priorisieren, auch wenn es nur eine Zwischeninformation ist. Ein gut organisierter Kundenservice, der Anliegen zügig bearbeitet, zeigt Respekt vor der Zeit des Kunden.
2. Wiederholte Angaben
Nichts frustriert mehr, als bei jedem Kontakt mit dem Kundenservice die gleiche Geschichte erneut erzählen zu müssen. Wird ein Kunde von einem Mitarbeitenden zum nächsten weitergeleitet, ohne dass Informationen weitergegeben werden, fühlt er sich nicht ernst genommen. Ebenso ärgerlich ist es, in Online-Formularen Daten einzugeben, die das Unternehmen bereits hat. Effiziente Systeme und eine abteilungsübergreifende Kommunikation können das verhindern.
3. Intransparenz
Versteckte Gebühren und unklare Prozesse verunsichern Kunden. Sie erwarten, dass ein angegebener Preis der tatsächliche Preis ist – ohne Überraschungen. Ebenso möchten sie wissen, wie lange ein Prozess dauert, was als Nächstes passiert und wer für Beschwerden, Aufträgen oder Rückerstattungen verantwortlich ist. Klare, leicht zugängliche Informationen schaffen Vertrauen.
4. Unpersönliche Kommunikation
Automatisierte Standard-E-Mails oder schlechte Chatbots ohne Zugang zu *echten* Ansprechpartnern, lassen Kunden wie eine Nummer fühlen. Besonders bei Problemen wünschen sie sich eine individuelle Unterstützung. Service-Mitarbeitende, die die Kundenhistorie nicht kennen, verstärken diesen Eindruck. Eine persönliche Ansprache und die Nutzung von Kundendaten zur Individualisierung sind wichtig, um Vertrauen aufzubauen.
5. Eingeschränkte Kommunikation
Wenn Unternehmen nur Kontaktformulare oder Chats anbieten, aber keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, fühlen sich Kunden eingeschränkt. Sie möchten selbst entscheiden, auf welchem Weg sie kommunizieren – besonders bei dringenden Anliegen. Transparente Kommunikationswege und flexible Erreichbarkeitszeiten verhindern Frustration. Doch häufig werden Kontaktmöglichkeiten (wie z.B. Beschwerdemöglichkeiten) auf der Website versteckt, um Kundenanfragen „abzuwehren“.
6. Inkonsistente Informationen
Unterschiedliche Aussagen von Mitarbeitenden oder Kanälen – etwa zu Preisen, Lieferzeiten oder Vertragsbedingungen- lassen Kunden an der Kompetenz eines Unternehmens zweifeln. Konsistenz und Kompetenz ist die Grundlage für Vertrauen. Schulungen für Mitarbeitende und entsprechende Informationssysteme/Wissensdatenbanken lösen dieses Problem.
7. Mangelnde Problemlösungskompetenz
Wenn Mitarbeitende nicht in der Lage sind, Probleme effektiv zu lösen oder Kunden nur Standardantworten erhalten, sinkt die Zufriedenheit. Kunden erwarten kompetente Ansprechpartner, die ihre Anliegen ernst nehmen und Lösungen anbieten. Klare Prozesse verbessern die Lösungsqualität.
8. Aufdringliche Feedback-Umfragen
Lange, schlecht gestaltete Umfragen vergraulen, statt zu gewinnen. Sie wirken aufdringlich, unpersönlich und oft deplatziert. Noch frustrierender ist es, wenn aus Feedback keine Maßnahmen folgen. Feedback sollte einfach, relevant und freiwillig sein.
9. Unklare Self-Services-Lösungen
Die Digitalisierung bringt immer mehr Self-Service-Optionen wie KI-gestützte Bots oder Apps. Doch wenn diese nicht intuitiv sind oder keine Alternativen bieten, fühlen sich viele Kunden – besonders ältere – ausgeschlossen. Studien zeigen, dass 4 % der Deutschen bis 74 Jahre noch nie online waren. Selbsterklärende Tools und alternative Kontaktmöglichkeiten sind essenziell, um alle Kunden abzuholen.
10. Komplizierte Kündigungsprozesse
Ebenso problematisch sind unnötig komplizierte Kündigungsprozesse. Ob Abo, Vertrag oder Konto: Wenn der Einstieg als Kunde einfach ist, die Kündigung aber zum Kampf wird, führt das schnell zu Unzufriedenheit. Das Signal wird vermittelt: Wir halten dich nicht durch Qualität, sondern durch Bürokratie. Fairness sieht anders aus.
11. Mangelhaftes Beschwerdemanagement
Ignorierte oder routinemäßig abgewickelte Beschwerden vermitteln Kunden, dass ihre Meinung nicht zählt. Das schadet nicht nur der Kundenbindung, sondern auch dem Markenvertrauen. Ein professioneller Umgang mit Kritik zeigt Haltung – und eröffnet die Chance, Kundenbeziehungen aktiv zu stärken.
Der sogenannte Service Recovery Paradox zeigt, dass Kunden nach einer effektiven Bearbeitung ihrer Beschwerde oft zufriedener sind als Kunden, die nie ein Problem hatten. Bleiben Kunden jedoch mit der Beschwerde allein, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zum Wettbewerber wechseln. Ein unkomplizierter Beschwerdeprozess ist deshalb entscheidend, um Kunden langfristig zu binden.
12. Fehlende Empathie in kritischen Momenten
Digitale Kontaktpunkte sind effizient und kostengünstig, lösen aber selten positive Emotionen aus. Gerade bei komplexen oder sensiblen Anliegen bzw. kritischen Kundensituationen wird ein menschlicher Ansprechpartner erwartet, der zuhört, versteht und Lösungen bietet. Fehlt in solchen Momenten die Empathie, kippt das Erlebnis schnell ins Negative – und die Enttäuschung wiegt sogar schwerer als bei einem digitalen Kontakt.
Deshalb sollten Unternehmen bewusst entscheiden, wo menschliche Interaktion unverzichtbar ist. Und ebenso wichtig: Mitarbeitende müssen gezielt geschult werden, damit sie diese Situationen souverän, kompetent und empathisch meistern. Dann lohnt sich der Einsatz von persönlichem Service – für den Kunden und für das Unternehmen.
Fazit
Am Ende ist es simpel: Kunden wollen sich verstanden, wertgeschätzt und ernst genommen fühlen. Wer Hürden abbaut, transparent kommuniziert und echte Lösungen anbietet, schafft Nähe statt Distanz.
Es sind nicht die großen Visionen, die Kunden binden, sondern die vielen kleinen Alltagssituationen, die konsequent kundenfreundlich gestaltet werden.
Unternehmen, die diese 12 Pain Points vermeiden, schaffen die Grundlage für positive Kundenerlebnisse und zufriedene Kunden – sie bauen Loyalität auf und machen ihre Marke stärker.
Deshalb unser Tipp:
Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und fragen Sie sich: Was frustriert uns selbst als Kunden? Und vor allem: Welche dieser Situationen erleben unsere eigenen Kunden? Machen Sie den Perspektivwechsel!
Wirkliche Kundenorientierung beginnt dort, wo Einfachheit auf Respekt trifft. Wer es seinen Kunden leicht macht, gewinnt nicht nur Vertrauen – sondern auch Relevanz in einer komplexen Welt.
Genau hier setzt die CX12-Regel an: 12 Alltagssituationen, die jeder kennt – und die jedes Unternehmen vermeiden kann. Sie ist kein theoretisches Modell, sondern gesunder Menschenverstand mit Haltung: Behandle Kunden so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
„Pain never sleeps“, so Marcus Schad, Geschäftsführer vom SWI, „Positive Kundenerlebnisse sind keine Raketenwissenschaft – sondern eine Frage der Haltung.“

