Bei immer mehr Banken werden Robo-Advisor zur digitalen Vermögensberatung eingeführt. Doch viele Kunden bevorzugen den direkten Kontakt mit einem Menschen, wie ihn die Banken vor Ort anbieten. Deren Beratung hat SWI FINANCE im Auftrag des Handelsblatts bei acht Instituten analysiert. Das beste Gesamtergebnis erreichte die Commerzbank.
In Deutschland haben sich die Anleger auch nach mehr als sechs Jahren sinkender Zinsen der EZB noch nicht von ihren gewohnten Anlagemustern verabschiedet. In Fonds und Aktien fließt nur ein geringer Teil der Spargelder. Der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten beträgt hingegen inzwischen ein Viertel des gesamten privaten Geldvermögens.
Komplizierte Produkte und fehlendes Vertrauen in die Märkte schrecken die Anleger jedoch ab. Hier hilft eine gute und seriöse Beratung weiter, die individuell passenden Produkte zu identifizieren. Die Hausbank mit Filiale bietet sich dafür an, sodass SWI FINANCE in der Zeit vom September bis Dezember 2017 die Beratung in den Filialen analysierte. Getestet wurden die sechs größten bundesweit aktiven Filialbanken sowie die größte Volks- und Raiffeisenbank und Sparkasse. Dabei gingen die Tester mit der Frage nach einer Sparanlage oder nach einer Wertpapieranlage in die Beratungen.
Das beste Ergebnis erreichte die Commerzbank mit einer konstanten Leistung in den beiden Bereichen Wertpapiere und Sparanlage. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Deutsche Bank und Hamburger Sparkasse.
Die Beratungsleistung lag bei den untersuchten Instituten insgesamt auf einem guten Niveau. Die Mitarbeiter führten meist eine umfangreiche Bedarfs- und Risikoanalyse durch, an der sie dann ihre Produktvorschläge ausrichteten. Wie im Vorjahr waren die Gespräche zu Wertpapieren im Schnitt besser als Beratungen zum Thema Sparanlagen. Dort wurden auch die persönliche und finanzielle Situation sowie die Wünsche und Anforderungen an die Produkte stärker hinterfragt.
Eine unabhängige Beratung erhielten die Kunden bei den Banken nicht. Die Auswahlmöglichkeit der Berater war dafür zu stark auf die eigenen Produkte und die der Vertriebspartner beschränkt. Empfohlen wurden daher meist aktiv gemanagte Fonds, die für die Banken entsprechende Folgeprovisionen versprechen. Der Kunde bezahlt die Beratung auf diesem Wege mit. Auskünfte zu den günstigeren ETFs und Zertifikaten erhielten die Kunden hingegen nur sehr vereinzelt.
Hier stellt sich die Frage, mit welchem Mehrwert die Institute bei der Beratung in der Filiale noch gegen die Online-Robo-Advisor bestehen können. Und ob die Banken sich langfristig die Beratung vor Ort auch für kleine Anlagesummen überhaupt noch leisten. Denn z.B. die regulatorischen Auflagen sind für die Robo-Advisor durch ihr standardisiertes Konzept viel einfacher einzuhalten.