Am 8. Mai 2013 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins um 25 Basispunkte auf das Rekordtief von 0,50 Prozent – Geschäftsbanken kommen dadurch so günstig an Geld wie nie zuvor. Doch ob davon Impulse für eine Belebung der Konjunktur ausgehen ist fraglich. Für die private Geldanlage sind die Renditeaussichten jedenfalls wenig positiv.
Wie unser Finanzatlas Tagesgeld zeigt, wird die Kluft zwischen der Verzinsung von Tagesgeldanlagen und der Inflationsrate immer größer. Nachdem die Inflationsrate im April mit 1,20 Prozent den geringsten Anstieg in 2013 zu verzeichnen hatte, lag sie im Juni bei 1,80 Prozent, was gleichbedeutend mit der größten Aufwärtsbewegung im Vergleich zum Vormonat war.
Ein Ausgleich der Inflation mit den beliebten Tagesgeldanlagen ist da nicht mehr möglich. „Unter den von uns untersuchten Instituten bot FFS Bank mit 1,75 Prozent noch den höchsten Zins. Doch hier ist Vorsicht geboten. Neben der gesetzlichen Einlagensicherung besteht keine zusätzliche freiwillige Absicherung. Für jeden Privatkunden sind Einlagen daher bis maximal 100.000 abgesichert.“ sagte Marcus Schad, Geschäftsführer von SWI FINANCE.
Während regionale Anbieter, also PSD Banken, Sparda-Banken, Sparkassen und Volksbanken, fast vollständig auf zeitlich befristete Aktionszinsen verzichten, locken vor allem Online-Banken, zumeist für einige Monate, Neukunden mit besonders attraktiven Tagesgeldangeboten. Da dabei im Durchschnitt gut ein halber Prozentpunkt mehr gezahlt wird, als dies bei bestehenden Einlagen der Fall ist, sind Anleger verleitet, von einem Tagesgeldkonto zum nächsten zu springen und zum Zins-Hopper zu werden. Ganz nach dem Motto „Bequemlichkeit kostet Geld“. Doch Zins-Hopping kann zeitraubend und anstrengend sein. Zins-Hopper müssen einerseits engagiert sein und andererseits abwägen, ob sich ein Wechsel wirklich lohnt. „Die Höhe der Anlagesumme, zeitliche Zinsgarantien und der Auszahlungsrhythmus der Zinsen sollten bei einem Wechsel stets im Auge behalten werden.“ meint Thomas Jahn, Projektleiter Market Research bei SWI FINANCE. Vor allem bei Online-Banken, von denen zumeist überdurchschnittlich hohe Zinsen angeboten werden, ist im Normalfall eine Kontoeröffnung zudem immer mit einer zeitaufwendigen Legitimationsprüfung bei der Deutschen Post verbunden. „Nur bei wenigen Anbietern ist eine Kontoeröffnung beispielsweise über die Online-Ausweisfunktion des neuen Personalausweises möglich.“ stellt Marcus Schad in einer eigenen Analyse fest.
Unsere Prognose:
Für das nächste halbe Jahr rechnen wir nicht mit signifikanten Zinssteigerungen beim Tagesgeld. Von einer Anhebung des Leitzinses durch die EZB ist aktuell nicht auszugehen – somit wird auch das Zinsniveau für Tagesgelder niedrig bleiben.
„Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase wird die Zinskurve auch im weiteren Jahresverlauf eher nach unten zeigen. Entsprechende Zinsanpassungen sind von den ersten Anbietern schon angekündigt worden. Allerdings scheinen sich die Zinssenkungen der Talsohle anzunähern. Die aktuellen Negativentwicklungen fallen jedenfalls geringer aus als zum Jahresbeginn.“ sagte Marcus Schad.
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SWI FINANCE hat im Rahmen einer aktuellen Erhebung untersucht wie es im ersten Quartal 2013 um die Sparzinsen der Tagesgelder von über 140 Anbietern bestellt war. Neben regional und überregional aktiven Filial- und Direktbanken wurden dabei auch Institute untersucht, die ihr Produktportfolio auf Sparprodukte ausgerichtet haben.